30.08.2023 10:14

Zum 100. Geburtstag Sekt und Musik – und Glückwünsche von Gleichaltrigen

Elfriede Kähne freute sich über Überraschungen. Mit ihrem hohen Alter ist sie im Kervita nicht allein
„So etwas hat es hier noch nicht gegeben“, sagt Elfriede Kähne erfreut. Die Seniorin feierte jetzt ihren 100. Geburtstag in der Senioreneinrichtung Kervita und hatte dazu eigentlich
nur ein Kaffeetrinken mit der Familie. Doch dann ist der Tag ganz anders verlaufen, mit einer Überraschung nach der anderen. Um 11 Uhr gab es einen Sektempfang mit allen Bewohnern, es folgte ein Besuch von Bürgermeister Alexander Masthoff (SPD), und am Nachmittag gab es neben Kaffee und Kuchen auch noch ein Ständchen vom Musikzug aus
Kirchwehren.
 
Überraschung geglückt
„Ich war total überrascht“, so die Hundertjährige, die am 21. August 1923 in Neustrelitz das Licht der Welt erblickte. Nach weiteren Stationen in der DDR floh sie mit ihrer Familie 1953
in den Westen, rechtzeitig bevor die Mauer gebaut wurde. Seit 1965 lebt sie in der Region Hannover, bis zu ihrem 93. Lebensjahr hat sie noch ganz alleine in ihrer Wohnung in Garbsen gewohnt.
 
Flucht durch den Kanal
Mit ihren 100 Jahren befindet sich Kähne in der Senioreneinrichtung an den Grachten in bester Gesellschaft. „25 Prozent unserer 126 Bewohner sind 95 Jahre oder älter“, sagt
Einrichtungsleiterin Elke Lange. Dazu zählen auch Erich Schumann mit 101 Jahren und seine Frau Ingeburg mit 97 Jahren. Erich Schumann ist am 16. Mai 1922 in Lungau in der Mark
Brandenburg geboren. Als junger Mann zog er in den Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende drohte ihm die Gefangenschaft. „Viermal bin ich ausgerissen“, erinnert sich Schumann, der im Krieg als U-Boot-Fahrer am Nordkap unterwegs war. Am 8. Mai schließlich sprang er in den Kaiser-Wilhelm-Kanal, schwamm und entkam so der Kriegsgefangenschaft.
 
Neue Heimat Wittingen
In Begleitung eines Kameraden erreichte er schließlich zu Fuß das Städtchen Wittingen – und blieb. „Vor allem wegen der hübschen Mädchen“, sagt Schumann. So lernte er seine Frau Ingeburg kennen. In Wittingen kamen auch die vier gemeinsamen Kinder zur Welt, dort fand er eine Anstellung als Schlosser im Baugeschäft seines Schwiegervaters. Außerdem
betrieben die Eheleute einen Gemischtwarenladen in dem Ort. „Das war ein richtiger Tante-Emma-Laden, da gab es alles“, so Schumann. „Aber als die großen Supermärkte kamen, da war es vorbei“, ergänzt seine Frau.
 
In Uniform zum Schützenumzug
In Seelze leben die beiden nun seit gut zwei Jahren, weil sie den Alltag alleine zu Hause nicht mehr stemmen konnten. Verbunden sind die Schumanns ihrem langjährigen Wohnort aber allemal. Erst in diesem Jahr hat sich der 101-Jährige seine Uniform angezogen, um dort am Schützenausmarsch teilzunehmen. „Ich habe dort 1956 den Spielmannszug gegründet“, so Schumann.
 
Mit dem Zug nach Seelze
Auf seinen 100. Geburtstag im Juni kommenden Jahres freut sich Leon Hanke. Der in der Nähe von Lodz geborene Seelzer wollte nach Kriegsende aus Berlin weg und stieg in den Zug. Endstation war Seelze. „Die Brücke war zerbombt, es ging nicht weiter“, erinnert sich Hanke. Eine Frau sprach ihn an und bat um Hilfe beim Wiederaufbau ihres durch einen Luftangriff zerstörten Hauses. „Ich habe zugesagt und dafür Essen und Unterkunft bekommen“, sagt Hanke. Schließlich habe er genug Geld für den Besuch der Buhmann-Schule in Hannover gehabt und anschließend bei Riedel de Haen gearbeitet.
 
Hochzeit in der Marktkirche
1946 hat er in der hannoverschen Marktkirche geheiratet. Nach dem Tod seiner Frau im vergangenen Jahr hat er zuerst versucht, alleine zu leben, sich dann aber doch für einen Umzug ins Kervita entschieden. „Herr Hanke kam noch mit seinem eigenen Auto hier vorgefahren und hat nach einem Platz gefragt“, erzählt Lange. Selbstredend, dass die Leiterin froh darüber ist, dass alle Bewohner ihres Hauses trotz ihres hohen Alters noch so mobil sind.
 
Quelle: HAZ 8/2023
 
 
Kervita