Essen gegen Vergessen - Tipps für die Ernährung bei Alzheimer-Demenz
Die Forschung zeigt: Unsere Ernährung entscheidet mit darüber, ob wir eines Tages dement werden oder nicht. Viele Kohlenhydrate, wenig Fett – was über Jahre als Ideal einer gesunden Ernährung galt, ist aus Sicht vieler Ernährungsexperten gerade im Hinblick auf die Entstehung und Therapie von Alzheimer-Demenz heute nicht mehr angeraten. Denn oft begünstigt ein gestörter Kohlenhydratstoffwechsel die Entstehung von Demenz, die deshalb gern als Diabetes Typ 3 bezeichnet wird.
Entstehung und Verlauf können durch diätetische Maßnahmen wesentlich beeinflusst werden.
Der Schlüssel zum „Essen gegen Vergessen“ ist eine fettbetonte Ernährung, die mit viel Power die Hirnzellen auf Trab hält. Im Fokus stehen Omega-3-Fette, die in kaltgepressten Pflanzenölen, Nüssen, Samen und fettem Fisch reichlich enthalten sind. Aber auch MCT-Fetten, enthalten in Kokosöl und in geringeren Teilen auch in Butter, werden positive Effekte zugeschrieben:
Aus ihnen bildet die Leber Ketone, welche die Energieversorgung des Gehirns verbessern – und damit auch dessen Leistung. Sie sind somit eine gute Alternative, wenn insulinresistente Gehirnzellen Glukose zur Energieversorgung nicht mehr aufnehmen können. Ähnlich wirkt auch die sogenannte Ketogene Diät, bei der die Stoffwechselprodukte aus dem Fettabbau als Brennstoffquelle dienen.
Demenz-Risiko bei kohlenhydratbetonten Ernährung erhöht
Forscher der Mayo Clinic Minnesota haben schon 2012 herausgefunden, dass sich das Demenz-Risiko bei einer fettreichen Ernährung um 44% reduziert, während es sich bei einer kohlenhydratbetonten Ernährung um 98% erhöht. Essen nach dem „Low Carb“ Prinzip scheint somit ideal. Und wenn Kohlenhydrate auf dem Speiseplan stehen, dann solche, die den Blutzuckerspiegel langsam ansteigen lassen und lange sättigen: Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Naturreis, Gemüse und fruchtzuckerarmes Obst. Weil im Alter das Geschmacksempfinden nachlässt, das Verlangen nach Süßem aber häufig steigt, ist besonders beim Umgang mit Zucker und anderen Süßungsmitteln abzuwägen: Welches ist die richtige Menge, die eine Speise lecker schmecken, den Blutzuckerspiegel aber nicht Achterbahn fahren lässt? Proteine sind die Baustoffe unseres Körpers. Hochwertige Lieferanten sind Fleisch aus Grasfütterung, Fisch, Eier. Wenn die Aktivität des Milchzucker spaltenden Enzyms Laktase altersbedingt abnimmt, werden Milch und Milchprodukte oft nicht mehr so gut vertragen.
Hier kann ein Umstieg auf laktosefreie Produkte helfen. Der menschliche Stoffwechsel gleicht einem Uhrwerk. Mit dem Dreh am richtigen Rad lassen sich demenzielle Veränderungen
verlangsamen und die Lebensqualität verbessern. Diätetische Maßnahmen sollten allerdings immer in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgen, um eventuelle Wechselwirkungen mit Medikamenten auszuschließen.
Informative Workshops bei KerVita
„Die optimale Balance zu finden zwischen dem, was im Sinne einer bedarfsorientierten, abwechslungseichen Ernährung wünschenswert und was bei häufig auftretenden Begleiterscheinungen wie Lebensmittelunverträglichkeiten, gesteigertem Bewegungsdrang oder Kau- oder Schluckstörungen notwendig ist, sehen wir als elementare Aufgabe bei unserer Speiseplangestaltung“, sagt Anne-Christin Hessler-Käse, Diätassistentin der KerVita Gruppe. „Dieses Wissen wollen wir gern mit pflegenden Angehörigen und Interessenten teilen. In Workshops mit Frontcooking zeigen wir, wie man unter Berücksichtigung dieser Aspekte appetitanregende Speisen aus frischen, natürlichen Zutaten auch im Alltag hinbekommt,“ ergänzt Uwe Hildebrandt, Direktor im KerVita Senioren-Zentrum „Tollenseblick“ in Neubrandenburg und Leiter der Workshops.